Wie ein Logo entsteht

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich nicht „mal eben“ ein Logo erstellen kann. Mir ist aufgefallen, dass viele denken, so ein Logo sei ein Klacks oder mal eben schnell gebastelt und erstellt. Sicher, eine Wortmarke geht vielleicht ein bisschen schneller von statten als eine Wortbildmarke oder eine reine Bildmarke aber es ist immer mit Arbeit verbunden. Wir wissen ja, dass wir Elemente, die wir bei Fotolia kaufen, nicht für ein logo oder für eine Trademark nutzen dürfen, also muss ein Logo immer ein eigen erschafftes Element sein. Das hier soll jetzt kein Guide zum Erstellen eines Logos werden, nur ein kurzer Einblick in die Arbeit, die wir Grafiker so vollführen. Ich möchte zeigen, das ein Logo, so simpel es auch ist, Arbeit ist, denn ich höre oft den Satz „Mal eben..“. Aber so „mal eben“ ist das halt nicht.

Die Wortmarke:
Eine Wortmarke ist ein Logo bzw. eine Marke die rein aus Zahlen und Buchstaben besteht.

Die Bildmarke:
Eine Bildmarke besteht aus einem grafischen Symbol, ohne textliche Verzierung. Zum Beispiel der Mercedes-Stern:

Die Wort-Bild-Marke:
Eine Komposition aus den oben genannten Bereichen.

Aber wie wird denn nun ein Logo erstellt?
Prinzipiell simpel und einfach beschrieben, aufm Papier oder aufm Zeichentablett. Ich bevorzuge immer noch Papier, da ich mich dort einfach etwas freier fühle (warum auch immer). Ich zeichne mit Fine Linern und empfehle jeden die PIGMA Micron Fineliner. Die gibt es im sechser Pack auf Amazon –> https://www.amazon.de/PIGMA-MICRON-Fineliner-Stifte-schwarz/dp/B004AQODNU/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1541492186&sr=8-3&keywords=pigma+micron

Was mir besonders gefällt ist, dass diese Fine Liner einfach tief schwarz sind und äußerst filigran je nach Spitze. Euer Kunde sollte schon grob eine Idee haben, in welche Richtung er gehen möchte. Am besten, so mache ich das lasse ich diese einmal Googlen um festzustellen, was Ihnen gefällt und was nicht.

Erst dann kann ich absehen, wie viel Zeit ich benötige. Komplexe Strukturen und Zeichnungen dauern natürlich länger.

Ich überlege mir erst einmal, wie ich starte wie das ganze aussehen soll – gedanklich – vll. scribble ich vorher ein bisschen und lasse meinen Kunden dran teilhaben. Als Beispiel ein Logo für einen Dampfershop.

 

Dann fange ich an, die grobe Struktur aufzuzeichnen. Bei Köpfen oder Elementen die eine Frontansicht haben, aber ganz dargestellt werden sollen, besteht die Möglichkeit, den gezeichneten Bereich zu spiegeln, sobald man im Illustrator die Grafik nachzeichnet. Das spart ein bisschen Arbeit und Zeit. Nicht viel – aber ein bisschen.

Ich zeichne hier die Linien mit dem PIGMA Micron 005 vor. Sehr fein und sehr dünn.

Anschließend fange ich an Elemente die schwarz ein sollen, vollflächig auszumalen. Dazu nutze ich den 05 oder 08 Fine Liner.


Man arbeitet sich vor und legt die Strukturen fest. Anschließend wird die Grafik abfotografiert oder eingescannt und im Adobe Illustrator CC geöffnet und platziert.

Sieht dann so aus:

Ein Logo in Illustrator erstellen

Ein Logo in Illustrator erstellen

So, wie ihr seht habe ich nur die eine Hälfte gezeichnet. Nun geht es an das Nachzeichnen. Aktuell ist der obige Totenkopf eben ein PDF, wir brauchen aber einen Vektor, also eine Datei die unendlich skalierbar ist.
Um die Datei Nachzuzeichnen kann man eine Funktion von Illustrator Nutzen, nennt sich Bildnachzeichner. Hier muss jeder selber schauen, welche Optionen man wählt. Ich habe hier einmal die Option „Schwarzweißlogo“ genommen. Ist die Datei nachgezeichnet muss man diese in Pfade umwandeln. Bedeutet dass jeder Bogen, jeder Winkel im Bild einen Ankerpunkt bekommt. Denn mit diesen Punkten wird der Feinschliff des Logos nachgezeichnet / ergänzt / erweitert. Aber erst einmal muss der Weiße Bereich vom schwarzen getrennt werden. Hierzu müssen die Grafiken de-gruppiert werden, damit die Elemente des Bildes einzeln anzupacken sind und vor allem, dass der Hintergrund durch das Logo durchscheint.

Logo zeichnen zwei

Logo zeichnen – weiße Elemente abziehen

Ihr seht in der obigen Grafik, dass einige Bereiche noch weiß sind. Diese müssen noch händisch gelöscht werden oder mittels Pathfinder (Fenster –> Pathfinder) abgezogen werden.
Man kann die einzelnen Elemente mit dem Auswahlwerkzeug^(V) anpacken, wenn man zuvor de-gruppiert hat bzw. die Gruppierung aufgehoben hat.

Löschen der weißen Flächen im Logo

Löschen der weißen Flächen im Logo

Hat man das erledigt und ist der das Logo frei von weißen Störern wird der Linke Teil des Kopfes dupliziert. Hierzu muss man mittels Messerfunktion den Kopf vom Bart trennen. Anschließend alle Elemente die man kopieren, einsetzen und spiegeln möchte auswählen und gruppieren (damit nichts übersehen bzw. vergessen wird).

Nutzen des Messer-Werkzeuges im Adobe Illustrator

Nutzen des Messer-Werkzeuges im Adobe Illustrator

Das Element, welches kopiert und gespiegelt eingesetzt werden soll muss an der Originalposition eingefügt werden. Ist das geschehen, wird das Objekt bzw. die Elemente gespiegelt und an Position gerückt.

An Orgiginalposition einfügen und Element spiegeln

An Originalposition einfügen und Element spiegeln

Element an Position rücken

Element an Position rücken

Dasselbe wird mit dem Bart gemacht. Da mir die Bartstruktur zu ungenau war, habe ich mit dem Pinsel feinere Nachgezeichnet und mir im Web ein Muster gesucht. Alles wurde verfeinert, ergänzt und mittels Pathfinder voneinander abgezogen.

Zudem habe ich dem Herren noch ein Krönchen gezeichnet. Manchmal lassen sich Elemente nicht voneinander abziehen, das kann dadurch zusammen hängen, dass manche Objekte noch als Pfad oder Kontur vorhanden sind. Also immer brav umwandeln in Pfade.

Die Krone habe ich auch erst auf Papier vorgezeichnet bzw. gescribbelt und aus einzelnen Elementen die AI zu bietet hat zusammen gebaut. Zudem habe ich die „Ganzelemente“ mittels Zeichenstift nachgezeichnet.

 

Zeichnen der Kronen

Zeichnen der Kronen

So nun haben wir Krone und Totenkopf fertig. Nun muss aus zweien nur noch eins werden. Die Objekte werden im Illustrator zusammengefügt. Auch hier kommt der sogenannte Pathfinder wieder zum Einsatz um Elemente zu verbinden und wieder voneinander abzuziehen. Bei solch filigranen Logos dauert dies schon ein Weilchen – also in Zeit so 1-2 Stunden. Dann ist das Element clean und miteinander verbunden – aber noch nicht fertig.

 

Nun fehlt noch das „Drumherum“. Mein Kunde wollte einen Rahmen für das Logo. Also habe ich aus verschiedenen Elementen, Kreisen und mit Hilfe von Pathfinder Elemente abgezogen, gespiegelt zusammengerückt und gebaut. Das Ergebnis ist folgendes:

Zeitaufwand an die 6-8 Stunden. Das ganze kann nun als Plott / Folienplott auf T-Shirts oder Autos platziert werden. Man kann das Ganze auch och einfärben, dauert dann eben noch ein wenig. 🙂

Ihr seht, so mal eben ist das gar nicht. Gerade so komplexe Logos dauern lange und sind auch für mich immer wieder aufregend.